Bericht des F. G. A. aus Windischfeistritz (Slovenska Bistrica), Bezirk Marburg rechtes Drauufer (Maribor desni breg) in Slowenien.

Verhaftungen und Erschießungen durch die OZNA in Windischfeistritz im Mai 1945, die Behandlung der Inhaftierten im Ortsgefängnis; die Verhältnisse im Lager Sterntal, insbesondere die Behandlung der internierten Männer, und im Gerichtsgefängnis Marburg; das Schicksal der Eltern und Brüder des Vfs., seine "Repatriierung" nach Österreich am 1. November 1945.







Bericht des F. G. A. aus Windischfeistritz (Slovenska Bistrica), Bezirk Marburg rechtes Drauufer (Maribor desni breg) in Slowenien.


Original, März 1958, 7 Seiten, mschr.

Verhaftungen und Erschießungen durch die OZNA in Windischfeistritz im Mai 1945, die Behandlung der Inhaftierten im Ortsgefängnis; die Verhältnisse im Lager Sterntal, insbesondere die Behandlung der internierten Männer, und im Gerichtsgefängnis Marburg; das Schicksal der Eltern und Brüder des Vfs., seine "Repatriierung" nach Österreich am 1. November 1945.

Mai 1945: Mit dem Einmarsch der jugoslawischen Tito-Truppen begannen die Inhaftierungswellen. Bis Mitte Mai war das Ortsgefängnis bereits überfüllt. Die Verhaftungen nahmen OZNA-Kommandos (Geheime Staatspolizei) vor, in unserem Ort war ihr Chef der ehemalige Verkäufer der Gemischtwarenhandlung Stiger am Hauptplatz, Mojmir (Partisanenname) Kac. Die Verhaftungen wurden teils in der Nacht, bei Einzelpersonen aber auch unter Tag durchgeführt. Für diese Zeit ist es schwer, einen bestimmten Plan im Vorgehen der OZNA festzustellen; es wurden vor allem Volksdeutsche, Kulturbündler, aber auch Slowenen, die bloß beim deutschen Militär gedient hatten, eingeliefert; auch solche Familien deutscher Herkunft, welche durch Lebensmittel oder Nachrichtenvermittlung die kämpfenden Partisanentruppen schon längere Zeit unterstützt hatten.


In diesen Tagen wurden bereits Erschießungen vorgenommen. Jedoch wird es wohl bei den meisten Fällen nicht möglich sein, mit Sicherheit die einzelnen Fälle bestätigt zu erhalten. Unser Torwart Stefan Dreo, der nur schlecht deutsch sprach, aber beim Kulturbund war, wurde bereits in den ersten Tagen aus der Zelle geholt und nie mehr gesehen. Die Kaufmannsfamilie Macek und die Gasthofbesitzersfamilie Wregg hat man, einschließlich Frauen und Kinder, in diesen Wochen erschlagen, wie mir später von verschiedener Seite einstimmig erzählt wurde. Ein sozialistischer Gewerkschaftler, der mich Anfang 1958 besuchte, erzählte mir, daß die Opfer dieser ersten Erschießungswelle auf dem Friedhof in Unterpulsgau bestattet wurden. Schätzungsweise dürfte es sich um etwa 20-30 Mordfälle, ohne juristischem Verfahren, in unserem Ort (etwa 3500 Einwohner) gehandelt haben. Bis 1946/47 hat sich ihre Zahl wesentlich erhöht. Wenn man bis heute Vermißte miteinrechnet, hat sich die Zahl gewiß verdreifacht.Mitte Mai, das Datum ist mir nicht mehr erinnerlich, wurden meine Eltern und mein Bruder Emil-Hans (Panzeroffizier, als Invalide aus der USA-Gefangenschaft vor Kriegsschluß zurückgekehrt) und ich in der Nacht von etwa 6 OZNA-Soldaten inhaftiert. OZNA-Chef Kac sprach mit meinem Vater deutsch und war höflich. Während wir uns ankleideten, nahmen einzelne Soldaten bereits - vor unseren Augen - Gegenstände aus unseren Zimmern.
Bis Ende Mai/Anfang Juni blieben wir im Ortsgefängnis. Das Essen war schlecht und nicht ausreichend, jedoch wurde die Erlaubnis gegeben, sich von daheim Essen bringen zu lassen. Die Behandlung durch die Wärter war sehr unterschiedlich, unter Tag sind mir keine wesentlichen Quälereien aufgefallen, auch die Verhöre verliefen ruhig und beschränkten sich auf Registrierungen personeller Daten. Nur in der Nacht wurden die Verhöre strenger genommen und mit Stockhieben unterstützt. Die Hiebe und das Schreien der Opfer hörten wir bis in unsere Zellen. Ich selber wurde nicht angerührt. Die Opfer solcher nächtlicher Verhöre wurden meist wieder in die alte Zelle gestoßen, getrauten sich aber nicht, davon zu berichten. Mir ist auch noch das Schreien einer korpulenten Frau in Erinnerung, die man am Tage aus der Zelle zerrte und - wie ich später erfuhr - mit vielen anderen erschoß. Der Direktor des Gefägnisses versuchte unsere Lage zu erleichtern, so gut er konnte.

Schon in der zweiten Woche begannen die Abtransporte in das Lager Sterntal bei Pettau, wodurch im Ortsgefängnis Platz für weitere Einlieferungen frei wurde. Ein junger deutscher Offizier, den sie nach Kriegsende gefangen hatten, war einige Tage in meiner Zelle. Eines Nachts führte man ihn ab, und wie mein Bruder bemerkte, gefesselt. Wir schliefen damals am Gang auf dem Steinboden, weil in der Zelle alles überfüllt war. Mein Bruder flüsterte mir zu: "Den werden sie erschießen."


Im Konzentrationslager Sterntal / Kidricevo bei Pettau / Ptuj:

In der ersten Junihälfte wurde ich mit etwa 30 Mithäftlingen nach Sterntal abtransportiert. Die Einlieferung geschah am Nachmittag. Unsere wenigen Habseligkeiten (etwas Wäsche und zwei dünne Decken) wurden genau untersucht. Die Uhren mußte man abliefern. Die Behandlung war grob. Im Aufnahmegebäude trug man unsere Personaldaten ein, und wir wurden auf die Baracken aufgeteilt.

In meiner Baracke traf ich verschiedene Bekannte, die mir vom Lagerleben und von ihrer Einlieferung berichteten. Die meisten - wie auch mein Vater, eine Woche zuvor - waren in der Nacht angekommen und erlebten brutale Quälereien. Ein Herr aus meinem Heimatort erzählte mir, daß ihn junge Partisanenburschen (Wächter) als lebendes Schaukelpferd benutzten. Andere wurden in die Badewanne des Kommandanturgebäudes getaucht. Fast alle prügelte man; besonders arg soll dies gewesen sein, wenn die Wächter betrunken waren (in der Nacht). Wie es meinem Vater ergangen war, weiß ich nicht. Als ich ein paar Tage später zu ihm in die Baracke versetzt wurde, wollte ich ihn nicht fragen (1).

Die Frauen waren gesondert untergebracht. Man durfte mit ihnen nicht reden, doch wenn sie, traurige slowenische Lieder singend (auf Befehl), an unseren Baracken bzw. den Stacheldrähten vorüberzogen, gelang es uns manchmal, ein leises Wort mit ihnen zu tauschen (auf Französisch oder Englisch mit meiner Mutter).

Die Zahl der Häftlinge betrug damals etwa 3000 - 4000, später jedoch mindestens das doppelte. Sie waren aus allen Standes- und Berufsgruppen zusammengesetzt, viele darunter konnten nicht einmal Deutsch.

Das Essenholen dauerte oft stundenlang, man stand in Schlangen vor den Menage-Baracken (etwa vier gab es im ganzen Lager) und bekam dreimal im Tag eine Art Suppe: ein heißes Wasser mit Fettaugen und einigen Stücklein Pferdefleisch, später nur noch Fisolen. Einmal zählte ich vier Fisolen im Wasser.

Nach etwa 10 Tagen wurden die Arbeitsfähigen - etwa 1000 Männer, darunter auch ich - für Arbeiten eingeteilt, außerhalb des Lagers, in der ehemaligen, unvollendeten Aluminiumfabrik. Die übrigen wurden für Lagerarbeiten verwendet.

In der Aluminiumfabrik war ich etwa 14 Tage beschäftigt. In Trupps zu 15 - 20 Mann, mit je einem Aufseher, wurden wir für die Arbeit eingeteilt. Sie war manchmal leicht, manchmal ging sie über unsere Kräfte. Die Behandlung durch die Wächter war sehr unterschiedlich. Ältere Wächter drückten manchmal ein Auge zu oder ermöglichten, bei Arbeiten im Fabrikswald, den Kontakt mit Angehörigen, die sich im Schutze der Bäume heranwagten. Die Straßen, welche zum Lager führten, waren an gewissen Tagen überfüllt mit Menschen, die ihren Angehörigen Eßwaren bringen wollten. Die Eßwaren, mit Namen und Adressen versehen, wurden ihnen abgenommen, dürften jedoch in die Küchen der Wärter gewandert sein. Ich habe jedenfalls nie gehört, daß einer meiner Lagergenossen auch nur ein Stückchen Brot erhalten hätte.

Auf dem Weg in die Fabrik sangen wir slowenische Lieder. Wenn es nicht klappte, wurden wir auf Kommißart "geschliffen", natürlich bei vorgehaltener MPi. Manchen gelang es unterwegs zu entfliehen, sie wurden aber fast immer wieder erwischt. Einmal mußten wir wegen eines Flüchtlings die ganze Nacht vor der Baracke stehen. Bei geringsten Vergehen, z. B. wenn man ein Wort geringster Auflehnung wagte, wurde man ohne Essen in einen Bunker gesteckt. - Auch alte Frauen (z. B. eine Gräfin Fünfkirchen) behandelte man so. Wenn irgend etwas im Lager vorgefallen war, mußte die ganze Belegschaft dafür büßen. Mitten in der Nacht pfiffen uns die Wächter heraus. Die Ausgänge waren so eng, daß höchstens zwei Mann nebeneinander ins Freie konnten. In der Baracke trieb ein Wächter mit Hieben die Leute ins Freie, die dann über die Stiegen fielen. Die Nachkommenden trampelten dann auf ihnen herum; so daß man in der Dunkelheit nicht wußte wohin. Einmal verfing sich ein Mann im Stacheldraht. Die Wachmannschaften schossen in die Luft, um uns Schrecken einzujagen, aber nie auf uns. Der Lagerleiter, Tine genannt (ein brutaler junger Mann), hatte immer eine Peitsche in der Hand oder in den Stiefeln. Einmal sah ich, wie er auf einem alten Mann herumtrampelte (dieser war schwerhörig und debil). Offensichtlich versuchte man die deutschen KZ's zu imitieren.

Die Todesfälle mehrten sich von Woche zu Woche. Meist waren es Ermattungs- und Hungerfälle, die zum Tode führten. So starb auch bereits in der zweiten Woche ein ehemaliger zaristischer Oberst und die Frau eines Industriellen aus Pöltschach. Die Todesfälle sind mir zahlenmäßig nicht bekannt, auch nicht alle einzelnen Todesursachen. Auf dem ehemaligen Russenfriedhof im Wald von Sterntal sollen aber Hunderte begraben liegen, wie mir später Augenzeugen erzählten und wie ich dann als Freigelassener, nach Monaten, noch festellen konnte.

In der Fabrikshalle war ich einmal zu einer Arbeit eingeteilt, die über meine Kräfte ging. Es galt die Eisenbetonformen für den Minenguß zu zerschlagen. Trotz meiner heruntergekommenen Kräfte konnte ich etwa zehnmal mit dem Steinhammer zuschlagen. Ein junger Wärter trieb mich mit vorgehaltener Pistole an. Als mich die Kräfte verließen und sich noch immer kein Sprung in der Betonwand zeigte, wurde der Wärter wütend. Im gleichen Augenblick kam aber ein kommunistischer Vorarbeiter heran, der mich ablöste und den Wärter beschimpfte. Später wurde ich für Lagerarbeiten verwendet.

Die ärztliche Betreuung war völlig mangelhaft; ich glaube es war nur ein Arzt (wohl ein Häftling) beschäftigt, der nur bei äußersten Fällen eingreifen konnte. Ich selber hatte mit der Ambulanz nie zu tun (2).

Die körperliche Verfassung der Häftlinge glich nach ein paar Wochen jenen Skelettfiguren, die man in den ersten Nachkriegsmonaten auf den Photographien von Mauthausen und Dachau abgebildet sah. Bessere Anzüge oder Hosen tauschten sich die Wärter um.

Nach einigen Wochen wurden Transporte für das Gerichtsgefängnis in Marburg zusammengestellt. Neue Häftlinge wurden eingeliefert. Durch eingeschmuggelte Zeitungen erfuhren wir von den bereits laufenden Volksgerichtsprozessen und Verurteilungen.

Im Gerichtsgefängnis in Marburg:

Im Juli wurden meine Eltern und ich in das Gerichtsgefängnis Marburg eingeliefert.

Wochenlang blieben wir in der Ungewißheit. Die Gerichtsleitung (OZNA-Beamte) hatte eine schlechte Übersicht über die mit Gefangenen vollgestopften Zellen. Jeden Tag wurden Namen aufgerufen, man wußte nicht wozu. In der Zelle durfte man nichts tun, nur sitzen oder stehen. Einmal in der Woche gab es einen halbstündigen Spaziergang, ohne Reden, im Hof und eine Dusche (mit einer Gartenspritze) im Keller. Im Kellergang, den wir passierten, standen die Abfallkübel, mit Schmutz und Eßresten aus der Wächterküche angefüllt. Gerne hätte ich hineingegriffen - solchen Hunger hatte ich. Einmal im Tag erhielten wir das Essen: in der ersten Zeit eine Menageschale mit Tee (heißes Wasser und bittere Kräuter, ohne Zucker) und ein kleines Stückchen Kommißbrot (etwa 10-dkg-Schnitte). Später gab es kein Brot, sondern eine halbgefüllte Menageschale mit einem Mehlbrei. Das Essen wurde um 11.30 Uhr ausgeteilt.

In den Zellen waren auch kommunistische Spitzel. Ein Marburger Ingenieur hatte in der Zelle, in die mein Vater und ich nach der Vorführung beim Untersuchungsrichter eingeliefert worden waren, einige abfällige Bemerkungen über den Kommunismus fallengelassen. Keiner von uns hatte sie gehört, denn die Zelle war groß. Eines Nachmittags kam der Oberwärter und wollte uns als Zeugen gegen unseren Mithäftling gewinnen. Als sich nur einer meldete (außer dem Spitzel) und wir festblieben, mußten wir uns in Reihe vor der Zellentüre aufstellen und alle zehn Minuten minutenlang Kniebeuge machen. Das dauerte bis am späten Abend. Dann wurde der Ingenieur abgeführt. Ich habe von ihm nie mehr etwas gehört.

Einmal bekam ich ein Paket mit Brot und Äpfel, das eine Feistritzerin über den Untersuchungsrichter mir übermitteln konnte. Wie ich hörte, war dies ein Ausnahmefall, vielleicht sogar der einzige Fall damals.

Nach Wochen wurden meine Eltern und ich dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Er war die erste menschliche Person, die uns seit unserer Verhaftung begegnete. Dr. Dolgan bot auch meinem Vater eine Zigarette an.

Wenige Tage später kamen meine Eltern vor das Gericht. Obwohl, wie mir Augenzeugen später erzählten, viele Zeugen sich für sie einsetzten, wurden sie zu Zwangsarbeit, Vermögensverfall, Ehrverlust und Landesverweisung verurteilt. Sie kamen in verschiedene Lager an der Drau. Ich konnte sie nach meiner Freilassung nur einmal sprechen, am Geburtstag meiner Mutter. Die Pakete, die wir dorthin abgaben, haben sie meist erhalten. Ende Jänner 1946 wurden sie abtransportiert, und seitdem blieben sie verschollen. Die einheimische Bevölkerung weiß nichts Stichhaltiges zu berichten. Ich sprach im Laufe der letzten Jahre manche Leute. Alle sind sich darüber einig, daß man sie mit tausend anderen umgebracht hat, entweder am Bachern, bei St. Heinrich oder in Oberfeistritz, wo man um diese Zeit einen Bunker mit Hunderten von Menschen (aneinandergekettet mit Draht und entkleidet) in die Luft sprengte. Die Berichte darüber wurden mir von verschiedenen Feistritzern und Marburgern, die heute noch unten leben, unabhängig voneinander bestätigt. Jedoch wird es sich kaum je feststellen lassen, wer sich unter den Unglücklichen tatsächlich befand. Mein Bruder Emil-Hans ist ebenso seit Jänner verschwunden. In einem Brief an uns (etwa 1948) schreibt ein Einheimischer, dessen Unterschrift nicht entzifferbar war, daß man in der Nähe von Windischfeistritz die Fußprothese meines Bruders gefunden habe.

Meine Freilassung:

Am 20. August 1945 wurde ich freigelassen, d. h., wie es im Dokument heißt "amnestiran odnosno pomiloscen", [amnestiert bzw.] begnadigt. Der Leiter des Gefängnisses trug mich noch aus, bevor er die Unterschrift neben derjenigen des Gerichtspräsidenten Hocevar setzte. Er drohte mir, sollte ich jemals versuchen, gegen das Regime aufzutreten. In einem Nebenzimmer mußte ich einen Zettel unterschreiben, auf dem ich versprach, unter Todesstrafe nichts von dem Erlebten in der Öffentlichkeit zu erzählen.

In meinen Heimatort zurückgekehrt, durfte ich im Heimatschloß wohnen, mußte aber später in der Kanzlei der Forstdirektion des enteigneten Gutes arbeiten. Meine Bücher wurden vor unseren Augen vom slowenischen Forstminister gestohlen. Der Sequester, ein politischer Kommissar im Hauptmannsrang, versuchte mich zu bespitzeln: jede Person, die zu mir kam, wurde registriert. Da ich kein Wahlrecht hatte und keine Aussicht bestand, weiter zu studieren (3), ließ ich mich, unter dem Vorwand Österreicher zu sein, repatriieren. Offenbar hatten die zuständigen Stellen nichts dagegen einzuwenden, denn ich fuhr mit einem Transport am 1. November 1945 unbehelligt über die Grenze (4).

Mein jüngster Bruder, der im Sommer aus französischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, konnte noch bis Ende Jänner [1946] in Slowenien bleiben, wurde dann aber ebenfalls eingesperrt, geschlagen und zum Erschießen in den Hof geführt, dann aber, als zu jung, wieder in den Keller gebracht. Durch eine englische Repatriierungskommission gelangte er 1946 nach Osterreich.

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Anmerkungen


1) Über solche Quälereien wird in einem Befragungsbericht nach Aussagen des Fabrikanten T. R. aus Windischfeistritz, der Anfang Juni in einer Gruppe von 15 Männern und 10 Frauen eingeliefert wurde, folgendes berichtet: "Um 10 Uhr abends erreichten wir das Konzentrationslager ... Der Lagerkommandant mit einer MP ausgerüstet erschien. In seiner Begleitung befand sich ein etwa 14jähriger Junge. Der Kommandant teilte uns mit, daß der Knabe das Recht habe, jedermann zu verprügeln. Er trat auf mich zu und befahl mir, mich niederzuknien.
Ich faßte diesen Befehl als Scherz auf. Daraufhin schlug er mich ins Gesicht. Als ich der Anordnung sodann Folge leistete, verprügelte er mich mit einem Gummiknüppel. Den Frauen, die in unserer Nähe angetreten waren, geschah nichts. Von unserem Eintreffen bis etwa um einhalb 3 Uhr wurden wir gepeinigt. Bei der Aufnahme wurde schon geprügelt. Sodann mußte ich mich im Gang auf den Bauch legen und wurde von zwei Partisanen mit Ochsenziemern verprügelt. Die Gefangenen wurden gezwungen, auf allen Vieren zu gehen und sich gleich Ziegenböcken mit den Köpfen aneinanderzustoBen. Die Partisanen bemerkten, daß wir nur geringe Kraft aufwandten und prügelten uns auf das hin wieder. Sodann mußten wir wieder antreten und die Hände vorweisen, die mit dem Ochsenziemer bearbeitet wurden." (Original, 11. Mai 1958, 4 Seiten, mschr.)


2) In einem Befragungsbericht nach Aussagen der Ehefrau eines Arztes, die Ende Juni ins Lager Sterntal übergeführt worden war, heißt es hierzu: "Typhus und Ruhr grassierten im Lager. Die vom Roten Kreuz (oder den in Österreich stationierten Engländern?) beigestellten Medikamente wurden von den Bewachungsmannschaften auf dem Schwarzen Markt verkauft. Mein Mann und die anderen im Lager weilenden Ärzte konnten also keinerlei Hilfe bringen. Nur in den allerseltensten Fällen gelang es ihren inständigen Bitten, kleine Mengen an Arzneien von den Partisanen zu erlangen." (Original 17. Juli 1958, 3 Seiten, mschr.)

3) Der Vf. ist heute kath. Priester.

4) Die weiteren Schwierigkeiten und Gefahren für die vor Gericht Freigesprochenen, die sie bald zum Verlassen des Landes veranlaßten, veranschaulichen auch die Aussagen des T. R. : "Ende Juli oder Anfang August wurde ich nach Marburg ins Gericht überstellt. Der Gerichtspräsident, ein studierter Jurist, der "schon früher Justizbeamter gewesen war, benahm sich durchaus korrekt. Da ich genügend Zeugen angeben konnte, die für mich aussagten, aus den Kreisen meiner ehemaligen Arbeiter und der benachbarten Bauern, wurde ich freigesprochen. Der Gerichtspräsident riet mir, sogleich ein Gesuch nach Belgrad zu richten, damit ich meinen Besitz wieder zurückerhielte. Ich erbat einen
Schein, der mich vor weiteren Schwierigkeiten schützen sollte. Der Präsident war erstaunt, fast erbost und meinte: Da Sie von mir freigesprochen wurden, haben Sie nichts mehr zu befürchten. Ich erwiderte, daß mir zahlreiche Fälle bekannt geworden wären, in weIchen freigesprochene Deutsche sogleich nach ihrer Entlastung von der Kommunistischen Geheimpolizei (OZNA) wieder verhaftet worden wären, in den meisten Fällen habe man nie mehr etwas von diesen Opfern des kommunistischen Terrors gehört. Der Präsident versprach sich zu erkundigen. Nach kurzem teilte er mir offensichtlich erschüttert mit, daß meine Angaben tatsächlich auf Wahrheit beruhten. - Meine Schwester hatte bei der Verhandlung mehrmals die Partisanen als Banditen bezeichnet. Sie wurde zu fünf Jahren
Zwangsarbeit verurteilt und ist nie mehr gesehen worden.


Ich kehrte nach meiner Entlassung nach Windischfeistritz zurück. Der weit überwiegende Teil der Bevölkerung war sehr gut zu mir. Ich wurde mit Geschenken an Lebensmitteln und alkoholischen Getränken geradezu überhäuft. Eines Abends saß ich in meinem Zimmer. Es klopfte, und zwei Partisanen standen vor der Tür. Mein Schrecken war nicht gering. Die beiden aber teilten mir in gebrochenem Deutsch mit, daß sie aus meinem Keller ein Faß mit 50 Litern Pflaumenbranntwein gestohlen hätten, sogleich aber fügten sie hinzu, dies sei nicht geschehen, um sich zu bereichern, sondern um mir den Schnaps zu erhalten, den sie zu diesem Zwecke gleich mitgebracht hatten. Einer meiner ehemaligen Winzer war mir jedoch übel gesinnt. Er versteckte in meinem Winzerhaus ein deutsches Militärgewehr mit Munition. Bevor er jedoch eine Anzeige erstattet hatte, die meine sofortige neuerliche Einweisung in ein Konzentrationslager nach sich gezogen hätte, entdeckte ich die Waffe und konnte sie von diesem Winzer noch rechtzeitig abgeben lassen. Auf den Besitz von Schußwaffen standen hohe Strafen.

Bei meiner Ankunft in Windischfeistritz, Anfang August 1945, rieten mir alle Ortsbewohner, unter allen Umständen hier zu bleiben, da ich auf diese Art meinen Besitz retten könne und ich ja erwiesener Maßen nichts Strafbares verbrochen hatte. Bis in den Sommer hatte sich in weiten Kreisen der Bevölkerung (vergleiche auch die Ratschläge des Gerichtspräsidenten aus Marburg) die Vorstellung gehalten, daß nun bald wieder normale Verhältnisse Platz greifen würden und die gransamen Übergriffe nur der Effekt des Krieges und der Erbitterung gewesen wären, die sich durch die Besatzungszeit angehäuft hätte. Nunmehr, seit dem ausgehenden Sommer des Jahres 1945, erkannten die Einwohner Sloweniens, daß die Terrormaßnahmen der kommunistischen Partisanen keineswegs eine kriegsbedingte Übergangserscheinung, sondern vielmehr das System der neuen Herren Jugoslawiens waren. Deshalb wurde mir seit dem angegebenen Zeitpunkt von den mir freundlich gesinnten Slowenen geraten, schnellstens das Land zu verlassen, da an eine Rückgabe meines Besitzes unter keinen Umständen zu denken sei und ich mein Leben unnötig gefährden würde, wenn ich mich länger in Windischfeistritz aufhielte. Meine Anwesenheit würde ständig an die Tatsache der Enteignung erinnern und deshalb die Partisanen und ihre Geheimpolizei veranlassen, den lebenden Zeugen beiseite zu schaffen. (Soweit die Argumentation der Landesbewohner.)Nach drei mißlungenen Fluchtversuchen über Marburg gelang es mir durch die liebenswürdige Mitwirkung eines Rechtsanwaltes, nach Österreich zu entkommen. Er bestach einige Partisanen, und ich konnte in der 2. Klasse eines Personenzuges von Marburg nach Laibach gelangen. Dort wurde ich von Bekannten meines Freundes übernommen und erreichte durch die freundliche Mithilfe dieser Slowenen endlich am 30. Oktober 1945 bei Aßling die österreichische Grenze.

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